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09.08.2023 - Inklusive Kinder- und Jugendhilfe - wir sind dabei!



Foto: Salberghaus/Verena Kathrein
Im neuen SGB VIII, dem "Gesetz zur Stärkung von Kindern und Jugendlichen", findet sich folgende Definition: "Kinder…  mit Behinderungen … sind Menschen, die körperliche, seelische, geistige oder Sinnesbeeinträchtigungen haben, die sie in Wechselwirkung mit einstellungs- und umweltbedingten Barrieren an der gleichberechtigten Teilhabe an der Gesellschaft mit hoher Wahrscheinlichkeit länger als sechs Monate hindern können." (SGB VIII, § 7 (2)

Ganz klar ist damit ausgedrückt, dass Einschränkungen nicht nur mit der Person zu tun haben (das "behinderte" Kind), sondern einstellungs- und umfeldbedingte Bedingungen Menschen be-hindern. Mit diesem Ansatz verbindet sich der Anspruch, diese Bedingungen soweit wie möglich zu verbessern, so dass nicht mehr unterschieden werden muss zwischen Menschen mit oder ohne Behinderung, sondern im Einzelfall die Gegebenheiten so angepasst werden können, dass allen Menschen Teilhabe möglich ist.


Auf dieser Grundlage beginnt jetzt die Arbeit an den Konzeptionen für die Wohn- und Notaufnahmegruppen.
Während der Diskussion stellen wir fest: Eigentlich sind wir schon ganz schön inklusiv!
Gerade bei kleinen Kindern, die wir aufnehmen, stellt sich oft erst später heraus, dass langfristige Beeiträchtigungen bleiben werden. Trotzdem sind sie in den Gruppen gut aufgehoben. Grundlage ist immer die Überprüfung im Einzelfall: können wir den Bedürfnissen des Kindes gerecht werden, und kann die Gruppe es tragen. Hier geht es manchmal um Kenntnisse der Mitarbeiter*innen (z. B. bei Kindern mit Anfallsleiden), manchmal um die anderen Kinder (z. B. bei Kindern, die andere verletzen) oder um einen höheren Betreuungs- oder Pflegeaufwand, der Zeit kostet.
 
Von großem Vorteil ist die entwicklungstherapeutische Ausrichtung unserer Wohn- und Inobhutnahmegruppen. 
Umfassende medizinische Begutachtung und Entwicklungsdiagnostik ist jetzt schon Standard. Die Förderung durch die Fachdienste vor Ort ebenso.
Praktisch auch, dass wir schon immer pflegerische Anteile im Alltag mit den Kindern haben: Wickel- und Fütterkinder, kranke Kinder - all das ist Normalität im Umgang mit kleinen Kindern.
Einigermaßen barrierefrei (Kinderwägen!) sind wir auch schon.

Inklusion bedeutet gesellschaftliche Teilhabemöglichkeiten für alle Menschen, unabhängig von ihren individuellen Dispositionen und Ausgangslagen.

Inklusion ist also für alle gut, insbesondere für Kinder, die schwierigen Startbedingungen haben und dadurch Entwicklungsbeeinträchtigungen erleiden. Somit ist Inklusion auch für Kinder wichtig, die einen Teil ihrer Kindheit fremduntergebracht sind. Eine Gesellschaft, die sie dabei unterstützt, gut großzuwerden und später einen stabilen Platz im Leben zu finden, ist wichtig. Wenn eigene Netzwerke fehlen, und die familiären Umstände Kinder belasten, müssen wir alle Brücken bauen, die möglich sind.

Ja, wir sind dabei! Und werden jetzt mit großem Enthusiasmus die Veränderung unser Konzeptionen mit Blick auf eine inklusive Öffnung angehen.